Könntest Du auf einer einsamen Wüsteninsel agil sein?

Nun, warte einen Moment: Agil ist nicht ein Bündel an Dingen, die Du machen kannst. Es ist kein Sack an Praktiken – aber es hängt stark damit zusammen. Wenn Dein Team agil unterwegs ist, dann gibt es wahrscheinlich ein Bündel an Dingen die Du machst. Wenn Du möchstest dass Dein Team noch agiler vorangeht, dann gibt es wahrscheinleich noch eine Hand voll Dinge, die Du probieren kannst:

  • Binde den Kunden früh und oft ein
  • Liefere früh und oft aus
  • Integriere früh und oft
  • Teste früh und oft
  • Entwickle früh und oft paarweise

Das Agile Manifest führt nur Werte und Prinzipien auf, nicht Praktiken. Wie kam es dann zu einem gemeinsames Verständnis von den „agilen Praktiken“ – den Verhaltensweisen, welchen wir die effektive Softwareentwicklung im agilen Sinne zuschreiben?

Wahrscheinlich weil einige vernünftige, intelligente Softwareentwickler ihre Aufmerksamkeit darauf lenkten, was gut in ihren eigenen Kontexten lief und was nicht. Und hier und da immer wieder zusammenkamen, um darüber zu sprechen und zu versuchen, das was sie gelernt haben, zu verallgemeinern. Bedingungen unter denen es Sinn machte, mehr von etwas Bestimmten zu tun. Und wann weniger davon zu machen. Und was sonst noch zu versuchen wäre. Sie fanden ein paar primitive, aber nicht einfache Praktiken, welche die meiste Zeit das Meiste gutzumachem schienen. Und das hat sich schließlich zu Dir und mir herumgesprochen.

Es gibt effektive Teams, welche alle die üblichen agilen Praktiken anwenden, Teams, die keine verwenden und Teams, die einige anwenden. Wie kannst Du entscheiden, welche davon Dein Team verwenden soll?

Primitiv, aber nicht einfach: Auch Du kannst Deine Aufmerksamkeit darauf lenken, was in Deinem Kontext gut funktioniert und was nicht. Und dann trefft ihr euch von Zeit zu Zeit, um darüber zu reden. Von was soll mehr und von was soll weniger gemacht werden? Was soll sonst noch ausprobiert werden?

Prüfe und passe an. Planen–Umsetzen-Überprüfen–Handeln. Rückkopplungsschleifen auf allen Stufen des Entwicklungsprozesses: Minuten, Stunden, Tage, Wocken. Kleine Kurskorrekturen früh und oft.

Agilität kommt aus der gemeinsamen Angewohnheit heraus, die Aufmerksamkeit auf uns selbst zu lenken, wenn wir arbeiten und zugleich der Bereitschaft zu handeln, wenn uns etwas auffällt. Und darum wäre die Retrospektive die einzige agile Praktik, welche ich auf einer einsamen Wüsteninsel bräuchte. Ich würde keine testgetriebene Entwicklung, keine kontinuerierliche Integration oder keine paarweise Entwicklung benötigen. Ich wäre auch nicht wirklich gut in Retrospektiven – zumindest am Anfang. Aber mit genügend Zeit würde ich gut darin werden und all die anderen agilen Praktiken wiederentdecken, welche ich brauche.

Vielleicht sogar neue.

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Agil in 3 Minuten, Folge 2: Retrospektiven

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